Siedlungsgeschichte
Kaiser Karl der Große schenkte um das Jahr 790 dem
Benediktiner-kloster Metten das größtenteils unbesiedelte
Waldgebiet zwischen Donau und Regen, das es in der
Folgezeit kultivierte und besiedelte. Vom 11. bis zum 13.
Jahrhundert fand die zweite Siedlungsperiode, getragen
durch die Grafen von Bogen, statt. Dabei entstand am Nordhang
des Vogelsangmassivs im 11. oder 12. Jahrhundert der
Meierhof „Droßlach“, die Urzelle von Gotteszell. Im Jahr
1285 schenkte der Edle Heinrich v. Pfelling diesen Meierhof
dem Zisterzienserkloster Aldersbach mit der Auflage, dort
ein kleines Kloster zu Ehren Gottes (= „Gottes Cell”) zu
gründen.
Der Bischof von Regensburg bestätigte am 9. Mai 1286 die
Gründung des Klosters, somit entstand die letzte Niederlassung
der Zisterzienser in Altbayern. Im Jahr 1320 erfolgte
die Umwandlung der Klosterfiliale mit ihren inzwischen 20
Mönchen in eine selbstständige Abtei. Unter dem ersten Abt
Berthold wurde der Bau der Klosterkirche im Jahr 1339 vollendet.
Im 14. Jahrhundert nahm das Kloster durch die von
bayerischen Herzögen erteilten Privilegien einen bedeutenden
Aufschwung und eine Periode der Besitzvergrößerung
trat ein. Nach 1450 begann durch Missernten, Viehseuchen
und Hussiten- und Böcklerkriege der wirtschaftliche Verfall.
Um 1500 erholte sich das Kloster wirtschaftlich wieder, der
Besitz hatte um diese Zeit seine größte Ausdehnung.
Ab 1556 setzte unter Abt Wolfgang der Niedergang ein, der
neben dem Verfall des Klosterlebens auch schwere materielle
Schicksalsschläge mit sich brachte. Im Jahr 1613 herrschte
die Pest, 1629 brannte fast das ganze Kloster nieder. Plünderungen
während des Dreißigjährigen Krieges zwischen
1634 und 1641 und weitere Brände in den Jahren 1641 und
1646 waren die Ursache, dass das Kloster ausstarb und vom
Kloster Aldersbach aus neu besiedelt werden musste. Mit
Abt Gerhard Hörger setzte eine neue Epoche des Aufstiegs
ein. 1729 wurde westlich des Klosters der Kalvarienberg
errichtet, dem 1733 der Kreuzweg folgte und 1734 die Hl.
Stiege mit 28 Stufen. Eine Kapelle schloss die Anlage ab.
Seit Mitte des 18. Jahrhunderts erfuhren Klostergrundbesitz
und das Herrschaftsgebiet keine wesentlichen Veränderungen
mehr. 1752/60 besaß die Klosterhofmark in 27
Ortschaften 148 gerichts- und grundbare Anwesen. Das
Pfarrdorf Gotteszell bestand aus zehn Anwesen, dem Klosterbau
mit Klosterkirche, Meierhof, Bräuhaus, Wirtstaverne
und sechs Tagwerkshäusern.
In der Säkularisation wurde das Kloster am 25. März 1803
aufgehoben, der Besitz veräußert und der Küchentrakt sowie
der Noviziatbau abgerissen. Die Kalvarienberganlage wurde
abgebrochen oder verfiel in den Folgejahren bis auf drei
steinerne Kreuze.
1807 wurde Gotteszell eine selbstständige Pfarrei und 1808
entstand die Landgemeinde Gotteszell. Die Zertrümmerung
des Klosterbesitzes bewirkte nicht nur das rasche Anwachsen
von Gemeindeteilen, sondern auch einen raschen Anstieg
auf 40 Anwesen bis zum Jahr 1843.
Im Jahre 1877 wurde die sogenannte Waldbahn von Plattling
nach Bayerisch Eisenstein eröffnet.
Ab 1897 begann man wieder mit dem Aufbau der zerstörten
Kalvarienberganlage. Zuerst wurde der Kreuzweg und
anschließend die Lourdeskapelle eingeweiht. 1907 erhielt
die Pfarrkirche einen doppelgeschossigen Turm und 1910
erneuerte man die Hl. Stiege.
Seit den sechziger Jahren entstanden einige Neubaugebiete
und bis 2009 wuchs die Einwohnerzahl auf 1277 Bürger.
Nach der Gemeindereform im Jahr 1976 ist die Gemeinde
Gotteszell in eine Verwaltungsgemeinschaft mit Sitz in Ruhmannsfelden
eingebunden.